Federica Buccoli: Von Cagliari nach Seoul – das neue Leben einer Food-Content-Creatorin | Olianas

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Federica Buccoli: Von Cagliari nach Seoul – das neue Leben einer Food-Content-Creatorin

von Jessica Cani

Wenn die Arbeit in den sozialen Medien zum Reisepass für die Welt wird: die Geschichte einer sardischen Content Creatorin, die sich für Südkorea entschieden hat, um ihre Karriere neu zu beleben.

Federica Buccoli, in den sozialen Medien als missmambokitchen bekannt, hat das getan, wovon viele träumen, sich aber nur wenige trauen: alles hinter sich lassen und auf die andere Seite der Welt ziehen, um ein berufliches Projekt zu verfolgen. Von Cagliari nach Seoul, mit einem Koffer voller Ambitionen, hat sie ein Profil, das zwischen Blogs und Rezepten entstanden ist, in ein lebendiges Labor für gastronomisches Erzählen und städtisches Leben verwandelt.

In Seoul hat Buccoli ein Ökosystem gefunden, in dem die Rolle des Creators als kultureller und wirtschaftlicher Hebel anerkannt wird. Hier ist italienisches Essen erstrebenswert, Wein eine soziale Sprache, und die Stadt ein ständiges Trainingsfeld für Anpassung: Wochenmärkte statt „Juwelen-Supermärkte“, Suppen zu jeder Tageszeit und eine Fleischkultur, die mit unserer kaum vergleichbar ist. Federica erklärt, wie und wo man einkauft, was es wirklich kostet, im Ausland zu kochen, und was es bedeutet, eine Tradition zu übersetzen, ohne sie zu verfälschen. Ihre Inhalte entstehen aus der fruchtbaren Reibung zwischen zwei Küchen und zwei Lebensgewohnheiten, mit Kooperationen, die von Restaurants über Schönheitskliniken (ein typisches Phänomen des lokalen Marktes) bis hin zu Videoformaten mit koreanischen Köchinnen reichen, die Italienisch sprechen und ikonische Rezepte neu interpretieren.

Nah am echten Leben baut Buccoli Tag für Tag eine sinnvolle Arbeit auf – eine Arbeit, die auf ihrer Heimatinsel Sardinien leider oft nicht ausreichend wertgeschätzt wird.

Die Anfänge: als Instagram nur ein Spiel war

„Am Anfang gab es keinerlei Kommunikationsstrategie“, erzählt Federica Buccoli. Ihr Weg begann ganz spontan, fast naiv: ein persönlicher Blog, ein paar mit Leidenschaft geschriebene Rezepte und dann Instagram, das sie nutzte, um die Leser auf den Blog zu lenken. „Mit der Zeit wurde es zu einer Food-Seite, weil ich immer mehr Fotos von Essen veröffentlichte, die sehr geschätzt wurden.“ Es war die Zeit, in der das Wort Creator noch nicht existierte und diejenigen, die kochten, um zu teilen, es aus reiner Neugier taten.

Für Federica war das Kochen nie ein selbstverständliches Erbe. „Bei uns zu Hause wurde nicht besonders aufwendig gekocht. Meine Mutter machte lieber andere Dinge, mein Vater kochte ab und zu – mehr zur Entspannung als aus Leidenschaft.“ In diesem einfachen häuslichen Umfeld entstand ihr Wunsch zu probieren und Neues zu entdecken.

Die Inspiration kam von der Großmutter, die hervorragend kochen konnte. Doch Federica blieb nicht bei der Erinnerung stehen – sie beobachtete und interpretierte neu, fügte neue Zutaten hinzu und probierte Gerichte aus, die sie anderswo gesehen hatte. Ihre Neugier wurde zur Disziplin. Dort, zwischen dem heimischen Ofen und den ersten mit dem Smartphone aufgenommenen Fotos, nahm Mambokitchen Gestalt an: noch keine Marke, aber bereits eine Identität im Entstehen.

Der Übergang vom Hobby zum Beruf

Der Wendepunkt reifte langsam. „Nach zwei, drei Jahren der Zusammenarbeit habe ich erkannt, dass es ein richtiger Beruf sein kann, wenn man ihn gut organisiert und täglich daran arbeitet“, erzählt sie. In einer Zeit, in der soziale Medien gerade erst als Arbeitsinstrument galten, war ihre Beständigkeit der Schlüssel: veröffentlichen, sich verbessern, antworten, Vertrauen aufbauen.

Die erste Marke, die an sie glaubte, war nicht sardisch, sondern ein kleines Weingut aus Venetien. „In Sardinien glaubten die Marken damals überhaupt nicht an soziale Medien. Sie bevorzugten immer noch Printwerbung“, erklärt sie. In diesem Satz spiegelt sich die Distanz einer Insel wider, die damals Schwierigkeiten hatte, im Digitalen eine echte Wachstumschance zu sehen.

Jeder Profi hat seinen Wendepunkt, und für Federica wurde dieser Moment zu einem wahren Manifest beruflicher Würde. „Eine große Pastamarke bat mich, drei oder vier Rezepte im Austausch gegen Produktpakete zu erstellen. Als ich erklärte, dass dies meine Arbeit sei und dass ich die Produkte bei Bedarf selbst kaufen könne, antworteten sie: ‚Mit dieser Einstellung wirst du wohl nicht weit kommen.‘“ Einige Jahre später kontaktierte Barilla sie für eine offizielle Zusammenarbeit – und fast gleichzeitig meldete sich dieselbe Marke von damals erneut. „Ich antwortete einfach: Es tut mir leid, ich arbeite bereits mit Barilla zusammen.“

Hinter dieser Anekdote steht die Erkenntnis, dass Kreativität Arbeit ist – und dass jeder Beruf, auch der des Creators, Fähigkeiten, Zeit und Wert verlangt. Federica entschied sich, ihre Tätigkeit mit der Ernsthaftigkeit eines Unternehmens zu behandeln und markierte damit den Übergang von Improvisation zu Intention.

Sardinien und die digitale Welt: eine komplizierte Beziehung

„Alles, was digital ist, kommt in Sardinien immer später an.“ Buccoli sagt es mit Realismus – und ich stimme ihr vollkommen zu. Die Insel, auf der wir beruflich gewachsen sind, ist auch diejenige, die uns gelehrt hat, wie schwierig es ist, den Wert von digitaler Arbeit zu vermitteln. „Hier in dem, was wir tun, Autorität zu erlangen, ist nicht so einfach“, sagt sie. In den letzten Jahren hat sich die Situation zwar verbessert, aber es besteht weiterhin eine Kluft zwischen denen, die professionell kommunizieren, und denen, die nur nachahmen. „Alle wiederholen identische Inhalte, aber nur wenige haben wirklich Kommunikation und Marketing studiert oder eine eigene Idee entwickelt.“

Das Ergebnis ist eine oft vereinheitlichte Landschaft, in der sich Formate wiederholen und der Begriff „Erfolg“ in Aufrufen statt in konkreten Ergebnissen gemessen wird.

Ihr Blick ist jedoch nicht nur kritisch: Sie weiß, dass jedes Gebiet seine eigenen Reifezeiten hat und dass die digitale Welt, um wirklich Wurzeln zu schlagen, Kontext, Sprache und Bildung braucht. Aus diesem Bewusstsein schöpft sie ihre Stärke – sie versteht die lokalen Dynamiken und schafft es so, mit internationalen Märkten zu kommunizieren, ohne ihre Wurzeln zu verlieren.

Der große Sprung: warum Südkorea

Federica Buccolis erste Reise nach Südkorea fand im November 2024 statt – eine Reise, die aus Neugier begann und schließlich zu einer Lebensentscheidung wurde. „Ich habe mich verliebt und hatte dieses seltsame Gefühl, mich zu Hause zu fühlen, obwohl ich am anderen Ende der Welt war“, erzählt sie. „Es war nicht nur die Faszination für eine andere Kultur: Es war etwas Tieferes, eine unerklärliche Vertrautheit mit den Gesten, dem Rhythmus und der zurückhaltenden Freundlichkeit der Menschen. Außerdem genießt die Figur des Influencers hier ein hohes Ansehen. Es ist ein echter Beruf, und bei der Botschaft kann man sogar ein Visum für Influencer beantragen. Man erkennt an, welchen Wert sie für Marken, Unternehmen und das Land selbst haben, indem sie den Tourismus fördern und zum Image Südkoreas beitragen.“

In einem Umfeld, in dem digitale Kommunikation ein wesentlicher Bestandteil der nationalen Entwicklungsstrategie ist, erhält die Rolle des Creators ein anderes Gewicht: Sie ist nicht nur Unterhaltung, sondern auch ein Instrument für Reputation, Kultur und Wirtschaft.

Kooperationsanfragen begannen noch vor ihrem endgültigen Umzug einzutreffen – von Restaurants, Schönheitskliniken sowie Lifestyle- und Hospitality-Marken. „Jeden Tag kontaktierte mich jemand anderes“, erzählt sie. „Manchmal waren es Agenturen, manchmal kleine lokale Unternehmen, die meine Inhalte entdeckt hatten. Alle hatten eines gemeinsam: das Bewusstsein, dass Digitales in Korea kein Zubehör, sondern ein wirtschaftlicher Motor ist.“

Für Federica war dieser stetige Strom an Kontakten das Zeichen, auf das sie gewartet hatte – die Bestätigung, dass Korea ein fruchtbarer Boden war, um eine neue Phase ihrer Karriere aufzubauen.

Das Leben in Seoul: zwischen Wundern und Kulturschocks

In Seoul zu leben bedeutet, ein perfektes Gleichgewicht zwischen Effizienz und Lebendigkeit zu finden. Es ist eine Stadt, die funktioniert und dich trotzdem immer wieder überrascht: sauber, organisiert, voller liebevoller Details, aber nie kalt. Jede Straße ist eine kleine eigene Welt – von geschäftigen Märkten bis zu minimalistischen Cafés, in denen die Zeit stillzustehen scheint. Trotz ihrer Größe schafft es diese Metropole, dich Teil von etwas Größerem fühlen zu lassen.

Natürlich gibt es anfangs Dinge, die verwirren. Einkaufen zum Beispiel. „Ich habe Gläser mit Parmesankäse für 60 Euro gesehen und Apfelpackungen zu Preisen, die man eher in einem Juweliergeschäft erwarten würde“, erzählt sie. Doch es dauert nicht lange, bis man lernt, sich zurechtzufinden: den Stadtteil zu wechseln, zu wissen, wo man einkauft, und die richtigen Märkte zu kennen. Wenn man wirklich hier lebt, merkt man, dass Seoul keineswegs unzugänglich ist – es ist einfach eine Stadt, die man lesen lernen muss.

„Die Koreaner sprechen immer besser Englisch, sind neugierig, freundlich und wollen Menschen von außerhalb kennenlernen“, sagt Federica. Das spürt man in den kleinen Gesten – in der Art, wie man in Restaurants oder auf Märkten empfangen wird.

Auch ihre Wohnung erzählt von dieser doppelten Seele: Strenge und Wärme. Es ist ein für Expats konzipiertes Apartment mit einer großen, hellen Küche voller Pflanzen, gepflegt von einem Vermieter, der zwischen Singapur und den USA pendelt. „Es ist keine typische koreanische Wohnung“, sagt sie, „sondern ein Ort, der zwischen Kulturen schwebt.“

Das Projekt: Korea erzählen (und italienisch kochen)

In Seoul hat Federica Buccoli ihre neue Mission gefunden: Korea auf eine Weise zu erzählen, wie es sonst niemand tut. „Ich möchte die koreanischen Traditionen, das Essen und das Verhalten der Menschen im Alltag zeigen. Hier sprechen die meisten Creator nur über Hautpflege, K-Dramen und angesagte Orte. Aber es gibt eine ganze Welt zu erzählen.“

Ihr Blick ist – wie immer – der einer Erzählerin, die beim Alltäglichen ansetzt: dem Markt, dem gemeinsamen Essen, den Ritualen des Miteinander-Essens. Eine langsame, neugierige Beobachtung, die unter die glänzende Oberfläche der sozialen Medien blickt, um ein echtes Korea zu zeigen – voller kleiner Gesten und Gewohnheiten.

Doch es gibt noch eine andere Richtung: die Verbindung beider Kulturen – Italien nach Korea zu bringen. Federica organisiert derzeit ein italienisches Kochevent in einem neuen Lokal, das von einem Koreaner geführt wird, der in Italien gelebt hat und sich in unsere Vorstellung von Essen und Geselligkeit verliebt hat. „Ich kehre zu meinen Ursprüngen zurück, als ich noch Veranstaltungen in Cagliari organisierte“, sagt sie.

An ihrer Seite steht eine besondere Mitarbeiterin: eine koreanische Köchin, die Italienisch spricht, in der Toskana studiert hat und unsere Gerichte auf lokale Weise neu interpretiert. Gemeinsam schaffen sie eine neue gastronomische Sprache, in der Respekt vor der Tradition auf kreative Freiheit trifft.

Ihre Arbeit als Food Creator wird so zu einem Dialog zwischen Kulturen – durch das Essen, mit gegenseitiger Neugier und Sensibilität. Mit diesem Projekt möchte Federica eine Brücke bauen, die zwei verschiedene, aber miteinander vereinbare Welten verbindet.

Die Geschichte von Federica Buccoli beweist, dass Essen ein kultureller Reisepass sein kann, eine Brücke zwischen fernen Welten, eine Sprache, die verbindet, wo Worte nicht ausreichen.

Sich tausende Kilometer von zu Hause neu zu erfinden, ist eine Lebensentscheidung, die von Offenheit, aber auch vom Bewusstsein des eigenen Wertes zeugt. Natürlich macht Veränderung Angst – aber im Unbekannten liegt das Wachstum. Mutig zu sein bedeutet auch, nicht alles zu wissen und neu zu lernen.

Die Welt durch das Essen auf diese Weise zu erzählen, ist kein Tourismus – es ist Beziehung: im Markt zu sitzen, zu verstehen, warum Koreaner Suppe zum Frühstück essen, zu entdecken, dass Schweinebauch-Barbecue so viel kostet wie ein Schmuckstück. Es ist Respekt und Austausch, gegenseitige Bereicherung und Entdeckung.